Derzeit sind die Geisteswissenschaften hierzu nicht in der Lage. Der Autor dieser Zeilen erstellt internetgestützte Sprachlernprogramme, unter anderem auch für Deutsch. Dieses Portal gibt es einer englischen, spanischen, italienischen, portugiesischen, arabischen, französischen und teilweise auch in einer türkischen Variante, wobei es sich nicht um schlichte Übersetzungen handelt, da die Portale kontrastiv angelegt sind. Im Zuge der Flüchtlingskrise hätte man eine Version auf Amharisch und Türkisch gebraucht. Das wäre für ein Seminar im Fachbereich Turkologie machbar gewesen. Der Lehrstuhlinhaber teilte mir aber mit, dass so was im Curriculum nicht vorgesehen sei. Dass dann unter Umständen Änderungsbedarf beim Curriculum besteht, war ihm nicht zu vermitteln. Ähnliches Ergebnis im Fach Äthiopistik. Wer sich beharrlich weigert, einen Beitrag zu leisten zur Lösung anstehender Probleme, der darf sich nicht darüber wundern, wenn er irgendwann finanziell ausgetrocknet wird.

In der öffentlichen Debatte wird oft angeführt, dass Geisteswissenschaftler ganz besonders befähigt sein sollen, unkonventionell zu denken, und dass man diese Fähigkeit durch das Studium erwirbt. Tatsache ist, dass mehr als alle anderen Fachbereiche bei den Geisteswissenschaften keinerlei Bereitschaft besteht, die eingefahrenen Gleise zu verlassen. Es gibt wohl kaum was Unkreativeres als Geisteswissenschaften.

Teilweise, bzw. ziemlich oft, sind Geisteswissenschaftler auch schlicht ein bisschen plemplem. Der Autor hatte mal diesen wunderschönen Satz in einer Arbeit stehen: „Domenech behauptet, dass im Theater Antonio Buero Vallejos die Figuren nach der Freiheit streben, dass es schwierig sei, diese zu finden. Diese Aussage, ist so vage, dass sie nicht einmal falsch sein kann.“ Das empörte. Der Autor hatte schon damals irgendwie den Eindruck, dass der Satz gar nicht verstanden wurde.

 

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